Lese-Tipp: "Weisser Hase - Die Geschichte des Heimkinds Günter Scheidler (*1957)"

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Lese-Tipp: "Weisser Hase - Die Geschichte des Heimkinds Günter Scheidler (*1957)"
Kommentar von Caroline Brandes, veröffentlicht am 28.05.2018 00:00 Uhr



Günter Scheidler (*1957) zitiert auf seiner gleichnamigen Webseite den französischen Bischof und Autor Jacques Benigne Bossuet (1627 - 1704). Jacques Benigne Bossuet selbst wuchs in einer Richterfamilie auf ¹. 1670 wurde er u.a. zum Prinzenerzieher (précepteur) des Kronprinzen (Dauphin) Louis berufen.

Günter Scheidler verbrachte seine Kindheit hingegen in Kinderheimen und in der Kinderpsychiatrie eines Landeskrankenhauses.

Gemeinsam haben sie offenbar das Wissen um die Wahrheit, die mancherorts mit aller Macht ignoriert wird. Eine ignorierte Wahrheit, die Günter Scheidler offensichtlich als Sozialarbeiter auch hauptberuflich und ehrenamtlich bei Menschen kennengelernt hat, die an Ihren traumatischen Kindheitserlebnissen zerbrochen sind ².

Wie schlimm Wahrheit sein kann, wird bereits bei den einleitenden Worten Günter Scheidlers auf seiner Webseite deutlich:

Mein Name ist Günter Scheidler, Jahrgang 1957. Ich habe meine Kindheit in Kinderheimen und aufgrund “aggressiver Tendenzen” in der Kinderpsychiatrie eines Landeskrankenhauses verbracht. Mein damaliger Alltag bescherte mir Missbrauch, Gewalt und medizinische Experimente. Über viele Jahre wurde mir eine Schulbildung verweigert, erst im Jahre 1966, mit Inkrafttreten des neues Schulpflichtgesetzes, durfte ich eine Schule besuchen.³

So wundert es nicht, dass Günter Scheidler Jahrzehnte benötigte, um sich zu äußern. Günter Scheidler hat mit Hilfe von Robby van Haaken sein Lebensschicksal aufschreiben lassen. Entstanden ist ein beeindruckendes Buch, das den Titel WEISSER HASE, Die Geschichte eines Heimkinds trägt und kostenlos unter http://guenter-scheidler.de/onewebmedia ... Haaken.pdf⁴ zum Download zur Verfügung steht. So schreibt Robby van Haaken:

Nach über 50 Jahren, in denen er über seine Kindheit geschwiegen hat, aus Scham, aus Verdrängung und mit der Angst, ihm würde eh niemand Glauben schenken, war es ihm ein tiefes Anliegen, diese Geschichte öffentlich zu machen. Nicht aus Rache oder Geltungsbedürfnis, nicht um damit spätes Mitleid zu erregen.⁵

Ein echter Lesetip für Menschen, die sich vertiefend mit dem Multiorganversagen in der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Justiz auseinander setzen wollen. Es bedarf unseren Erachtens einer Kontrolle, um die schwarzen Schafe zu finden. Ohne deren Versagen wären Schicksale wie die von Günter Scheidler undenkbar.

Caroline Brandes (red.)
Gegen Willkür. Für Familienerhalt. Wir bleiben dran.


Fußnoten:

1. Wikipedia, Jacques Benigne Bossuet, https://de.wikipedia.org/wiki/Jacques_B ... ne_Bossuet, aufgerufen am 27.05.2018
2. Günter Scheidler, Robby von Haaken, Weisser Hase, Die Geschichte eines Heimkinds, http://www.guenter-scheidler.de, aufgerufen am 27.05.2018
3. Ebd.
4. Ebd.
5. Ebd.
6. Ebd.