• Kjh-mov(e)-Portal
  • Wer nichts weiß, muss alles glauben. (Marie von Ebner-Eschenbach)

 

 

 

Kritik: Explosionsartiger Anstieg von Inobhutnahmen im Zeitraum einer Haushaltssperre

Nachrichten mit überregionalem Bezug zur Bundesrepublik Deutschland
Benutzeravatar
kjh-mov
Site Admin
Site Admin
Beiträge: 260
Registriert: Mo 11. Sep 2017, 09:21
Kontaktdaten:

Kritik: Explosionsartiger Anstieg von Inobhutnahmen im Zeitraum einer Haushaltssperre

Beitrag von kjh-mov »

Kritik: Explosionsartiger Anstieg von Inobhutnahmen im Zeitraum einer Haushaltssperre
von Caroline Brandes, veröffentlicht am 25.11.2019 12:30 Uhr

Bild

Paragraphendreieck (c) 2019 kjh-mov1

Bei der Suche nach einem Paragraphendreieck2 ist es augenscheinlich zweckmäßig, die Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe zu bemühen, wie sich aus einem Interview3 ergab.
"Das Paragraphendreieck©, auch staatliche Willkür genannt, ist ein Hotspot staatlicher Entscheidungen der Legislative, Exekutive oder Judikative, der sich durch das Fehlen eines sachlichen Grundes und damit als einen Verstoß gegen Verfassungsprinzipien auszeichnet."4
Explosionsartiger Anstieg von Inobhutnahmen

Marion Schäfer, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Rheinland-Pfalz (kurz GEW), hat bereits 2017 in einem Interview mit mit einer langjährig Beschäftigten eines Jugendamtes5 offen gelegt, wie es an bestimmten Jugendämtern zu Hotspots staatlicher Entscheidungen und hierdurch zu einem explosionsartigen Anstieg von Inobhutnahmen kommen konnte.

Auf Kosten von Kindern sparen - mit Kindern also Kasse machen

Die langjährige Beschäftige eines Jugendamtes teilt Marion Schäfer unter anderem mit, wie auf Kosten der Kinder und Jugendlichen gespart wurde:
"Wie ist für Sie der Prozess der Ökonomisierung in der Kinder- und Jugendhilfe spürbar? (Frage von Marion Schäfer)

Wir spüren einen enormen Kostendruck. Die so genannte wirtschaftliche Jugendhilfe macht dabei strenge Vorgaben. Ein Beispiel sind die Hilfen für junge Volljährige, die nur noch jeweils für ein halbes Jahr genehmigt werden dürfen. Nach Ablauf des halben Jahres sind hohe Verwaltungshürden zu erfüllen, um eine solche Hilfe zu verlängern. Es besteht die Gefahr, dass die Hilfemaßnahme aus Scheu vor dem hohen Verwaltungsaufwand beendet und der Jugendliche an das Jobcenter verwiesen wird, obwohl für ihn eine weitere Hilfe noch notwendig gewesen wäre. Ich habe auch schon einmal die Erfahrung einer Haushaltssperre in einer Stadtverwaltung gemacht. Ich durfte ohne Genehmigung der Jugendamtsleitung keine ambulanten oder stationären Hilfen mehr einleiten. Ausgenommen waren aber Inobhutnahmen in Krisensituationen. Das hatte zur Folge, dass die Inobhutnahmen in Zeitraum der Haushaltssperre explosionsartig in die Höhe geschossen sind, da die Beschäftigten im ASD den Familien sonst nicht mehr helfen konnten. Einen Spareffekt durch die Haushaltssperre hat es letztlich nicht gegeben."6
Kontrolle - auch intern - unerwünscht!

Zum Schutz der Interviewpartnerin wurde dieses Gespräch von Marion Schäfer, GEW, anonym veröffentlicht. Dies allein offenbart bereits die "miese Fehlerkultur von Jugendämtern"7. Es hat dafür Sorge getragen zu werden, dass ein Klima geschaffen wird, dass zulässt, auf Fehlentwicklungen hinzuweisen. Menschen, die sich derart einbringen, können gar nicht genügend wertgeschätzt werden. Immerhin sorgen sie intern dafür, dass Schäden von ihren Kunden und somit ihrem Unternehmen, ihrer Behörde, ihren Kollegen und Vorgesetzten abgehalten werden.

Große Herausforderungen

Marion Schäfer schreibt, dass "die Jugendhilfe - bedingt durch Sparpolitik in den Kommunen – vor großen Herausforderungen steht"8. Was unter einer "großen Herausforderung" verstanden werden soll, kann mit Hilfe von Openthesaurus erschlossen werden. Dort heißt es u. a.:
  • (eine) echte Herausforderung
  • (eine) große Herausforderung
  • (eine) schwierige Aufgabe
Assoziationen:
  1. eine (gänzlich) unvertraute Aufgabe übernehmen,
  2. (den) Sprung ins kalte Wasser (riskieren) (ugs.),
  3. (jemanden) ins kalte Wasser schmeißen,
  4. Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben,
  5. (jemanden) ins kalte Wasser werfen.9
Die Frage, die sich hier letztendlich stellt: Wer wurde bedingt durch die Sparpolitik der Kommunen "ins kalte Wasser geschmissen"? Wachsen hier tatsächlich Menschen an ihren Aufgaben oder zerbrechen an dem zu viel an Überforderungen Kinder und Eltern sowie ihre Angehörigen?

Hierzu lesen Sie hier10 weiter.


Fußnoten:
  1. kjh-mov, Bild, Paragraphendreieck, kjh-mov(e), 2019, https://www.kjh-move.de/images/paragraph/paragraphendreieck_391x391px.png, zuletzt aufgerufen am 25.11.2019
  2. Ebd.
  3. Marion Schäfer, Sparpolitik stellt Jugendhilfe vor große Herausforderungen, GEW-Zeitung 7-8/2017, 2017, https://www.gew-rlp.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/sparpolitik-stellt-jugendhilfe-vor-grosse-herausforderungen/, zuletzt aufgerufen am 25.11.2019
  4. Das Paragraphendreieck, kjh-mov(e), 2019, =https://www.kjh-move.de/paragraphendre ... hendreieck, zuletzt aufgerufen am 25.11.2019
  5. Marion Schäfer, Sparpolitik stellt Jugendhilfe vor große Herausforderungen, GEW-Zeitung 7-8/2017, 2017, https://www.gew-rlp.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/sparpolitik-stellt-jugendhilfe-vor-grosse-herausforderungen/, zuletzt aufgerufen am 25.11.2019
  6. Ebd.
  7. Ebd.
  8. Ebd.
  9. Große Herausforderung, Synonyme, OpenThesaurus, 2019, https://www.openthesaurus.de/synonyme/%28eine%29+gro%C3%9Fe+Herausforderung, zuletzt aufgerufen am 25.11.2019
  10. Caroline Brandes, Jugendämter steckten mindestens 42 Kinder mit umstrittenen Begründungen ins Heim von SNA Radio via #soundcloud, kjh-mov(e), 23.11.2019 19:25 Uhr, https://www.kjh-move.de/posting.php?mode=reply&f=132&sid=465e27706fecc34e38c001b62d67e11e&t=420#pr427, zuletzt aufgerufen am 25.11.2019
Wortzählung: 777
"Wer nichts weiß, muss alles glauben."
Marie von Ebner-Eschenbach

Zurück zu „6.1.17. Überregionale Nachrichten - Bundesrepublik Deutschland (DE)“